Wie heizt Tirol 2050? – Pilotgebiet PV Wörgl und Umgebung

Umsetzung der Tiroler Energiestrategie auf Gemeindeebene: Möglichkeiten und Hindernisse

Im Großen wie im Kleinen

Aktuell wird tirolweit in etwa die Hälfte des Endenergieeinsatzes für die Erzeugung von Wärme und Kälte aufgebracht. Gleichzeitig wird der Wärmesektor stark von fossilen Energieträgern dominiert Mit den geplanten Gebäude­sanierungen alleine erscheint die Realisierung der energiestrategischen Ziele im Wärmebereich nicht möglich. Der hohe Energieeinsatz und die ökologisch wenig nachhaltige Bedarfsdeckung machen die Konzep­tionierung eines Fahrplans erforderlich, der den Strukturwandel am Wärmemarkt ermöglicht.

Dabei ist es neben der Etablierung einer konsequenten, einheitlichen Strategie seitens des Landes und Bundes insbesondere notwendig, diese auch in die einzelnen Gemeinden zu bringen, von denen jegliche Umsetzung im Kleinen letztendlich abhängt.

Daher wurde 2018 mit Unterstützung des Landesenergiebeauftragten DI Stephan Oblasser beschlossen, weitere Akzente speziell im Bereich der strategischen Planung einer zukünftigen, vollständig auf erneuerbaren Energieträgern basierenden Wär­mebedarfsdeckung zu setzen. Eine Besonderheit dabei ist die strukturelle Heterogenität des Untersuchungsraums.

Zweistufiger Projektablauf in enger Zusammenarbeit mit Gemeinden

In der ersten Projektphase wurde zunächst erstmals gesamthaft das Energiesystem der acht Gemeinden des Planungsverbands 29 nach einheitlichen Kriterien und gleichem Systemansatz beleuchtet. Diese Erhebungen dienten als Grundlage für die nachgeschaltete Wärmestrategieableitung.

Aufbauend auf diesen Erhebungen wurde in der zweiten Projektphase die Schwerpunktuntersuchung des Wärmesektors durchgeführt. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden u. a. Gemeinde-Charakteristika, zukünftige Schwerpunkte bei der Wärmebedarfsdeckung sowie Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Umsetzung innovativer Energieversorgungskonzepte herausgearbeitet.

Dazu wurden unter anderem folgende Schritte gesetzt:

  • Grundlagenverdichtung über AGWR-Daten zur Wärmebedarfsdeckung
  • Gemeinde-Workshops
  • Beschreibung technischer Grundlagen zur Wärmebedarfsdeckung
  • Lösungsansätze für die einzelnen Gebiete

„Lokale Kümmerer und detaillierte Gebäudedaten für Planung benötigt“

In den Workshops und weiteren Besprechungen mit den Gemeinden kristallisierten sich gewisse Themen heraus, die in mehreren oder gar allen Gemeinden angesprochen und diskutiert wurden:

  • Handlungsoptionen für Gemeinden bei Neuerschließungen müssen konkret festgelegt und kommuniziert werden.
  • Kommunale Best-Practice-Beispiele für Einzelversorgungen und Mikronetze als Informationsmaterial für Gemeinden, um die Technologien greifbar zu machen.
  • Konkrete Lösungsansätze und -beispiele für Mikro- und Nahwärmenetze im ländlichen Raum.
  • Gasnetz-Ausbau erschwert die Umstellung auf Erneuerbare Energieträger.
  • Zur Umsetzung der Tiroler Energiestrategie bedarf es lokaler Kümmerer.
  • Die umfassende Pflege der Verwaltungsdaten ist finanziell und logistisch zu unterstützen, wenn sie als Planungsgrundlage für Gemeinden dienen sollen.

Darüber hinaus wurde versucht, generalisierte Schlussfolgerungen für das Land Tirol in Hinblick auf Tirol 2050 abzuleiten, welche nicht aus dem Fokus rücken sollten:

  • Wichtigste Grundlage = Basisdatenerhebung
  • Konstanz und Durchgängigkeit der Energiepolitik
  • Ständige Qualitätssicherung der Technologieumsetzung

Empfehlungen für weitere Schritte

  • Unterstützung der Gemeinden bei der Alternativenprüfung im Wärmebereich.
  • Unterstützung der Gemeinden bei der (Projekt)Entwicklung von Nahwärmenetzen.
  • Erarbeitung von Vorgaben bei Neuerschließungen.
  • Flächendeckende Grundwasser-Gleichenpläne als Grundlage für Nutzungspotenziale.
  • Erhebung von Niedertemperatur-Potenzialen aus industrieller Abwärme.
  • Langfristig tirolweite Datenerhebung auf Basis vorliegender Untersuchung inkl. Aufarbeitung der Verwaltungsberichte.
  • In Gebieten ohne Erdgasnetz gibt es bessere Umstiegschancen à Gasnetzausbau überdenken.
  • Förderung gemeindeübergreifender Betrachtungen für alternative, bessere Lösungsansätze.

Weitere Informationen & Kontakt

Felix Thalheim, M.Sc.
Hydrogeologie, Energie
T +43 512 209100
M +43 699 1209 1032
felix.thalheim@energieagentur.tirol