Workshop Trinkwasser - Wasserverluste und Rohrmaterialien

Im Zuge der auch in Tirol verstärkt sichtbar werdenden Auswirkungen des Klimawandels stellt sich für viele Tiroler Gemeinden zunehmend die Frage nach der Gewährlseitung einer zukünftig sicheren Trinkwasserversorgung.

Dabei spielt ein sorgsamer Umgang mit den bereits genutzten Ressourcen eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grund ist ein gut gewartetes Leistungsnetz mit höchstens geringen Verlusten ein wichtiger Bestandteil einer zukunftsorientierten Wasserversorgung.

Im Workshop werden verschiedene Methoden zur Erkennung und Detektion von Wasserverlusten in Theorie und Praxis vorgestellt sowie die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Rohrmaterialien erörtert.

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Workshop „Wasserverluste und Rohrmaterialien“

Am 11.10.2018 fanden sich im Veranstaltungsraum des Labors der Wasser Tirol in Ötztal-Bahnhof Wassermeister von etwa 20 Tiroler Gemeinden ein, um am „Workshop Trinkwasser – Wasserverluste und Rohrmaterialien“ teil­zunehmen.

Ziel dieses Workshops war es aufzuzeigen, welchen Anteil Wasserverluste an Wasserknappheiten haben können, welche Ursachen sowie Auswirkungen sie haben und wie sie detektiert und behoben werden können. Dazu wurden Kennzahlen und Richtlinien zu Wasserverlusten präsentiert, verschiedene Methoden zu deren Detektion in Theorie und Praxis vorgestellt sowie die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Rohrmaterialen erörtert.

DI Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der Wasser Tirol, führte zunächst einige Beispiele von Versorgungsengpässen der vergangenen Jahre in Tirol an. Die Gründe dafür seien vielseitig und reichen u.a. von steigenden Einwohnerzahlen sowie zunehmendem Tourismus über klimatische Änderungen bis hin zu einem sich verringernden Wasserdargebot. Um die daraus resultierenden Herausforderungen zu bewältigen, bieten sich u.a. Neuerschließungen von Ressourcen oder Kooperationen in Wasserverbänden an. Unabhängig davon sei es aber wichtig, das eigene Versorgungssystem zu optimieren und Wasserverluste zu minimieren.

Dr. Michael Möderl vom Baubezirksamt Innsbruck beleuchtete anschließend die gesetzlichen Bestimmungen nach dem Wasserrechtsgesetz, welches u. a. den spar­samen Umgang mit Wasser und die Instandhaltungspflicht inkludiert. Danach erläuterte er die Verlustkennzahlen nach den technischen Regelwerken und verwies auf die Wichtigkeit einer Dokumentation gemäß ÖVGW-Blatt zur Schadensstatistik. Leitungsinformationssysteme und Verlustanalysen könnten aktuell mit bis zu 50 % gefördert werden. Derartige Analysen von 16 teilnehmenden Gemeinden zeigen, dass mehr als der Hälfte der Gemeinden Wasser­verluste von mehr als 30 % aufwiesen, die sich durch die erste Analyse um bis zu 60 % reduzieren ließen.

Bgm. Klaus Gasteiger, Gemeinde Kaltenbach, referierte kurzweilig und bildreich über die Entwicklung der Wasserversorgungsanlage seiner Gemeinde. Diese habe sich Ende der 90er Jahre in einem schlechten Zustand befunden, woraufhin bis zum heutigen Tag rund 3,8 Mio. Euro für die Erneuerung und Erweiterung ausgegeben wurden. Gasteiger hob hervor, dass die Gemeinde bis in die jüngste Vergangenheit in wasserwirtschaftlicher Hinsicht eigentlich immer nur reagieren konnte und musste, wenn neue Probleme auftraten. Mittlerweile allerdings könne die Gemeinde glücklicherweise auch aufgrund der Mitgliedschaft im Wasserverband Aschau-Kaltenbach-Ried endlich vorausplanen und somit aktiv handeln.

Dr. Romed Ruggenthaler, Wasser Tirol, referierte über Monitoring-Systeme im Allgemeinen sowie die Überwachung und Bilanzierung von Wasserversorgungsanlagen im Speziellen. Generell seien flexible Online-Lösungen in offenen Systemen zu bevorzugen. Ein effizientes Datenmonitoring zeichne sich durch leichte Bedienbarkeit, selbsterklärende Darstellungen, hohe Datengüte und -sicherheit aus. Ruggenthaler führte anhand von Praxisbeispielen aus, wie sich mittels Monitoringsystemen Leckagen erkennen lassen und wie über Bilanzen und Prognosen eine vorausschauende Wasserbewirtschaftung ermöglicht wird.

DI Udo Pappler, Österreichisches Forschungs- und Prüfinstitut, berichtete über Rohrmaterialien in der Wasserversorgung, insbesondere über die gängigsten Produkte Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC), Glasfaserverstärkte ungesättigte Polyesterharze (GF-UP), Gusseisen und Polypropylen (PP). Vor- und Nachteile sowie Anwendungsbereiche diverser Materialien wurden anhand etlicher Praxisbeispiele beleuchtet. Ergänzend wurden die strengen Normen und Prüfvorgaben zur Trinkwassereignung bestimmter Materialien erläutert.

Im letzten Vortrag des Tages beschäftigte sich Josef Fink, Fink - Leitungsmesstechnik GmbH, mit Lokalisierungs­möglichkeiten von Leckagen. Bei seinem informationsreichen wie humoristischen Vortrag wurde er von Sven Karthe und Andreas Lechner unterstützt. Eine Vielzahl an Geräten wurde im Laufe des Vortrags vorgestellt wie z.B. Leitungs- und Metallsuchgeräte sowie Geräuschpegellogger. Letztere stellen ein wichtiges Tool zur flächendeckenden Leitungsanalyse und Leckagefindung dar. Fink wies abschließend auf die gravierenden möglichen Schäden hin, die durch Leckagen ausgelöst werden können.

Im Anschluss an den Vortrags- und Diskussionsteil nahmen die Teilnehmer zahlreich von der Möglichkeit Gebrauch, sich an drei Stationen über die Gerätschaften der Firma Fink zu informieren, diese in Aktion zu begutachten und auch selbst zu testen.

DI Rupert Ebenbichler

Dr. Michael Möderl

Bgm. Klaus Gasteiger

DI Udo Pappler und DI Rupert Ebenbichler

Josef Fink