Perspektiven Forum zum Tiroler Wasserschatz

Wie schützen und nützen wir unser Trinkwasser?

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern und Regionen verfügen wir in Tirol über reichlich Trinkwasser in höchster Qualität. Um diesen Wasserschatz trotz Klimawandel auch für die nächsten Generationen erhalten zu können, ist Bewusstseinsbildung und gemeinsames Handeln wichtig. Anlässlich des „Österreichischen Trinkwassertags“ beleuchteten Expertinnen und Experten die Situation in Tirol aus verschiedenen Perspektiven.

Der ORF-Livestream der Diskussion kann unter folgendem Link angeschaut werden: https://vimeo.com/720228397

"Wasser ist genug vorhanden, wir müssen Wasserressourcen aber schützen"

Rupert Ebenbichler ist Geschäftsführer der Wasser Tirol GmbH, die nachhaltige Wasserprojekte sowie maßgeschneiderte regionale Lösungen für eine zukunftsfähige Wasserversorgung entwickelt.

Tirol verfügt über 10.800 registrierte Quellen, 55 davon sind Großquellen, aus denen der Großteil des Tiroler Trinkwassers kommt. "Wir nutzen in Tirol aber erst ungefähr die Hälfte dieser Quellen, hier ist also für die Zukunft noch Spielraum und Potenzial vorhanden", sagt der Experte.

Betrachtet man Tirol gesamtheitlich, würde man "gut dastehen", regional gäbe es jedoch Unterschiede. Ebenbichler: "Es bräuchte daher großräumige Konzepte, um in Gegenden ausgleichen zu können, wo Wasser noch nicht in gleichem Maße oder in gleicher Qualität wie anderswo in Tirol verfügbar ist."

Wichtig ist es dem Experten auch, zu erwähnen, dass Maßnahmen zum Schutz unserer Wasserressourcen gefragt sind. "Wasser ist ja genug vorhanden. Die Ressourcen müssen aber geschützt werden. Auch verschiedene Nutzungsinteressen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden." Vielmehr gehe es darum, die Interessen aller Wassernutzenden zu berücksichtigen und diese aufeinander abzustimmen.

"Es ist schon deutlich nach 12 Uhr"

Ulrike Tappeiner, die Professorin an der Universität Innsbruck ist, forscht an der Fakultät für Biologie. Sie beschäftigt sich mit globalen Veränderungen im Wasserhaushalt und der damit verbundenen Stabilität von Ökosystemen.

"Die Temperaturen steigen allerorts, wirkt sich das auch auf die Tiroler Quellen aus?", fragt sie Moderatorin Sybille Brunner.

"Ja", sagt die Expertin, "In den Alpen schreitet die Klimaerwärmung doppelt so schnell voran wie anderswo". Die Wassernutzung für den Menschen sei noch kein Problem, die Biodiversität sei jedoch betroffen und mit großen Veränderungen konfrontiert bzw. sogar vom Aussterben bedroht.

Auch der Gletscherschwund werfe natürlich Probleme auf. "2100 wird es nur mehr ganz wenige Gletscher geben", erklärt Tappeiner", das werde man natürlich auch in der Trinkwasserversorgung spüren. "216 Milliarden Kubikmeter Wasser fließen aus den Alpen ins Alpenvorland, das ist eine beträchtliche Menge. Wir können es uns also nicht leisten, den Gletscherschwund nicht ernst zu nehmen. Es ist hier schon deutlich nach 12 Uhr, also Zeit, Verantwortung zu übernehmen."

"Unsere Quellen sind unser höchstes Gut!"

Beim Perspektiven Tirol Talk zum Thema "Wasserschatz" im ORF-Studio 3 war Daniela Gruber, Produktionsleiterin und Innovationsmanagerin der Tiroler Privatquelle Gruber (Mineralwasser "Silberquelle" und "Montes") live zu Gast.

Mineralwasser zählt laut Gruber zu einem der am strengsten regulierten Güter, es gibt dazu europaweite und noch strengere nationale Verordnungen (österreichische Mineralwasserverordnung).

Der sensible Umgang mit der Natur und dem heimischen Wasserschatz hat für sie daher höchste Priorität. Dem Tiroler Familienunternehmen ist es ein Anliegen, nur so viel von den natürlichen Mineralwasserquellen zu entnehmen, wie auch natürlich an Wasser nachkommt. Die heimischen Quellen sollen laut Gruber "immerwährend sein".

"Wir wollen das Wasser für die nächsten Generationen sichern!"

Robert Gschleiner, der Verantwortliche des Geschäftsbereichs Wasser der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB), verweist im ORF Live-Talk mit Moderatorin Sybille Brunner zum Thema Wasser auf die glückliche Situation der Landeshauptstadt Innsbruck, über eine eigene Quelle zu verfügen. Die Mühlauer Quelle, eine Stollenquelle, die eine Länge von über 1,6 km hat, liefert eine hervorragende Wasserqualität.

Da die Mühlauer Stollen aber schon relativ alt sind, sei deren laufende Instandhaltung laut Gschleiner umso wichtiger.

Darüber hinaus arbeitet die IKB aktuell an einem Infrastrukturprojekt, das die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung für die nächsten 50 Jahre absichern soll.

Die Kleinstrukturiertheit der Tiroler Wasserversorgung bewertet Gschleiner als sehr positiv, da sich benachbarte Gemeinden im Notfall gegenseitig mit Trinkwasser versorgen könnten.

Und auch, wenn ein derartiges Szenario für Tirol unwahrscheinlich sei, seien das die Fragen, die sich die Verantwortlichen der Tiroler Wasserwirtschaft regelmäßig stellen müssten.

Was das Grundwasservorkommen auch in Tirol angeht, so werde dieses laut aktueller Prognosen aufgrund des Klimawandels spürbar zurückgehen, deshalb sei der Klimaschutz gleichzeitig auch der beste Wasserschutz.

"Was im Überfluss da ist, hat keinen Wert"

Bernd Jenewein, Geschäftsführer der ARGE Umwelt-Hygiene GmbH, kennt fast alle kommunalen und privaten Versorgungen des Landes. Er betont, dass viele Anlagen aus den 50er und 60er Jahren stammen – hier seien dringende Sanierungen notwendig, viele Tiroler Gemeinden leben allerdings von der Substanz.

Damit ich Wasser in guter Qualität zum Verbraucher bringe, müssen Investitionen und Erneuerungen vorangetrieben werden. Denn die Wasserversorgung hat vielerorts ein gewisses Alter erreicht.

Ein weiterer zentraler Appell von Jenewein: "Das Bewusstsein für Schutz- und Schongebiete in den Gemeinden muss gestärkt werden. Wir haben viel Wasser und prinzipiell Gewässer mit einer guten Qualität. Aber diese brauchen Schutz und hier braucht es Akzeptanz, die von allen mitgetragen werden muss." Generell spüre er in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren allerdings bereits einen Umdenkprozess.

Aktuelle Debatten rund um europaweite Wasserableitungen - Stichwort Pipelines nach Südfrankreich - sieht Jenewein kritisch, da es an der Rechtslage in den Einzelstaaten scheitern würde. Zudem sei die notwendige Infrastruktur, insbesondere in Sachen Transportleitungen, nicht vorhanden.

Rupert Ebenbichler (GF Wasser Tirol) © ORF.tirol

Ulrike Tappeiner (Prof. Uni Innsbruck) ©ORF.tirol

Daniela Gruber (Leiterin Privatquelle Gruber) ©ORF.tirol

Robert Gschleiner (Geschäftsbereichsleiter Wasser der IKB) ©ORF.tirol

Bernd Jenewein (GF ARGE Umwelt-Hygiene GmbH) ©ORF.tirol